Im Sommer 1994 beherbergten ich und meine Frau eine junge russische Pianistin bei uns. Zusammen mit Eduard und Rösli Scheidegger, dem damaligen Leiterpaar des Altersheims Golatti, beschlossen wir, das alte Klavier der Cafeteria für ein Konzert in den stimmungsvollen Gewölbekeller des alten Gebäudes zu verfrachten. Damit machten wir einigen Bewohnerinnen eine grosse Freude: Das Konzert fand im Haus und bei Musikfreunden aus der ganzen Stadt grossen Anklang. Der Sommer bedeutete ja längst nicht mehr eine Zeit ohne kulturelle Angebote, in Aarau gab es dank einer privaten Initiative auch ein sommerliches Freilichttheater.
So stellten wir für das folgende Jahr eine kleine Reihe von drei Konzerten zusammen und mieteten einen Konzertflügel. Als dieser das Haus wieder verlassen musste, meldete sich eine Musikfreundin mit dem Angebot, einen Betrag für einen eigenen Flügel zu spenden. Es kamen weitere Spenden dazu und mit einem fast neuwertigen Kawai von kleinerem Format liess sich der Traum bald verwirklichen. Verschiedene junge Ensembles gaben zudem Konzerte, deren Ertrag ganz der Flügelkasse zugute kam. Damit waren wir alle vom Virus befallen; neben den alljährlichen Sommerabendkonzerten fanden bald das ganze Jahr hindurch Kammermusikabende statt.
Wir besuchten nun Wettbewerbe und Preisträgerkonzerte (Migros, Rahn) oder Konzerte an Musikhochschulen. Dabei entdeckten wir eine Reihe ganz junger Talente, die von grossartigen Lehrern bestens betreut wurden. Begeisterte Freunde bewirkten, dass wir bald eine eigene Website besassen, den Rahmen für die Konzerte schöner gestalten und uns mit dem Namen «sonaare» ein Markenzeichen geben konnten.
Neben den Sommerabendkonzerten eröffneten wir bald auch die Reihen «Podium der Jungen» und «Gäste bei sonaare», in denen unter anderem Sol Gabetta, Oliver Schnyder, Fabio di Casola und Andrei Gavrilov gastierten. Die Sommerkonzerte hatten stets ein Thema und umfassten jeweils vier bis fünf Konzerte. Wir erinnerten mit Zyklen an bestimmte Jubiläen: 1998 an das gesamte Werk für Klavier zu vier Händen von Franz Schubert mit dem Klavierduo Holma-Mizuno, im Bachjahr 2000 präsentierten wir den kleinen Klavierzyklus Bach-Rosetti und im gleichen Jahr spielte der schweizerische Nachwuchs sämtliche grossen Sonaten von Mozart für Klavier und Violine. 2002 folgte die Reihe «200 Jahre Kreutzersonate». Ein anderes Mal erklangen Raritäten wie Duos für Klavier und Orgel (mit einem hübschen Positiv von Anton Steiner), Hammerflügel und historische Blasinstrumente, Laute und Theorbe mit dem Aargauer Spezialisten Andreas Schlegel, Marimbaphon und andere mehr.
Sehr oft wohnten die Musiker bei uns, wodurch eine grosse Familie von lieben Musikerfreunden entstand. Daraus ergab sich sogar die Offerte, den grossen Saal der Philharmonie Petersburg gratis für ein Schweizer Konzert benützen zu dürfen. Der Alphornbläser Matthias Kofmehl und der Organist Martin Heini hinterliessen dabei im randvollen Saal grossen Eindruck.
Nach rund 250 Konzerten überliessen wir unsere Konzertreihe dem jungen Künstlerpaar Rohn-Madzarac. Kristina und Florian haben 2012 und insbesondere 2013 sehr interessante Sommerabendkonzerte organisiert.
Und nun freuen wir uns über den Elan und die Fachkompetenz, mit denen neu Daniela Roos-Hunziker die Reihe «sonaare» weiterführen wird. Wir wünschen ihr von Herzen alles Gute. Bestimmt wird sie uns neben ihrer eigenen, vielfältigen musikalischen Tätigkeit viele grossartige künstlerische Erlebnisse bescheren.
Hans-Ulrich und Marga Ganz, Dezember 2013
